Phenobarbital-Neuraxpharm 100 Mg - Fachinformation (2024)

Version: Stand: 03/2015

Text Fachinformation Phenobarbital-neuraxpharm

1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL

Phenobarbital-neuraxpharm 15 mg Tabletten

Phenobarbital-neuraxpharm 100 mg Tabletten

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Wirkstoff: Phenobarbital

Phenobarbital-neuraxpharm 15 mg 1 Tablette enthält 15 mg Phenobarbital.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Lactose-Monohydrat.

Phenobarbital-neuraxpharm 100 mg 1 Tablette enthält 100 mg Phenobarbital.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Lactose-Monohydrat.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Tabletten

Phenobarbital-neuraxpharm 15 mg Weiße, runde Tablette mit einseitiger Bruchkerbe.

Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.

Phenobarbital-neuraxpharm 100 mg

Weiße, runde Tablette mit einseitiger Kreuzbruchkerbe.

Die Tablette kann in vier gleiche Teile geteilt werden.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

- Verschiedene Formen der Epilepsie (Grand-mal, Impulsiv-Petit-mal)

- Grand-mal-Schutz bei Petit-mal-Anfällen im KindesalterHinweis:

Phenobarbital ist nicht wirksam bei Absencen sowie zur Prophylaxe und Therapie von Fieberkrämpfen.

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Erwachsene erhalten zur Epilepsiebehandlung je nach Bedarf 1 bis 3 mg Phenobarbital/kg Körpergewicht und Kinder 3 bis 4 mg Phenobarbital/kg Körpergewicht.

Die Dosierung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung. Bei älteren Patienten ist häufig eine Reduktion der Phenobarbital-Dosis erforderlich. Bei Leberfunktionsstörungensollte die Initialdosis reduziert werden. Peritonealdialyse macht eine Dosisanpassungerforderlich.

Bei Nierenfunktionsstörungen ist in der Regel ab einer Kreatinin-Clearance unter 10 ml/min eine Verringerung der Phenobarbital-Dosis und eine Verlängerung des Dosisintervallserforderlich.

Die Tabletten sind auf zwei Dosen über den Tag verteilt mit etwas Flüssigkeit (ca. Z2 Glas Wasser) einzunehmen.

Über die Dauer der Behandlung mit Phenobarbital entscheidet der behandelnde Arzt. Sie richtet sich nach dem Krankheitsverlauf. Dabei muss der Arzt von Zeit zu Zeit prüfen, ob dieIndikation für Phenobarbital noch gegeben ist. Bei längerer Anwendung von Phenobarbitalbesteht wie bei allenbarbiturathaltigen Präparatendie Möglichkeit einer

Abhängigkeitsentwicklung. Es ist zu berücksichtigen,dass Phenobarbital als

symptomatisches Mittel dauernd zu geben ist und dass sich beim Absetzen die Anfälle mit vermehrter Heftigkeit wieder einstellen, wobei es sogar zu einem Status epilepticus kommenkann. Es wird empfohlen, die Therapie mit Phenobarbital nicht plötzlich, sondern durchlangsame Reduzierung der Dosis abzusetzen.

4.3 Gegenanzeigen

Phenobarbital darf nicht angewendet werden bei

- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Barbiturate oder einen der in Abschnitt6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

- akuter Alkohol-, Schlafmittel- und Schmerzmittelvergiftung sowie bei Vergiftung durchAnregungsmittel oder dämpfende Psychopharmaka.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für dieAnwendung

Phenobarbital darf nur nach sehr sorgfältiger Nutzen-/Risikoprüfung und unter strenger Überwachung des Patienten gegeben werden

- bei akuter hepatischer Porphyrie.

- bei schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.

- bei schweren Herzmuskelschäden.

- bei Abhängigkeitserkrankungen in der Vorgeschichte.

- bei Atemwegserkrankungen, insbesondere, wenn sie mit Dyspnoe und Obstruktioneinhergehen.

- bei positiver (Familien-)Anamnese einer affektiven Störung.

- an Patienten mit Bewusstseinsstörung.

Bei längerer Anwendungsdauer (länger als eine Woche) sollte beim Absetzen von Phenobarbital-neuraxpharm die Dosis schrittweise reduziert werden. Hierbei ist dasvorübergehende Auftreten möglicher Absetzphänomene zu berücksichtigen.

Während der Behandlung sollte grundsätzlich Alkoholenthaltsamkeit geübt werden.

Aufgrund der Möglichkeit einer Photosensibilisierung (erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut) ist während der Anwendung von Phenobarbital starke Sonnenbestrahlung zuvermeiden.

Fälle von lebensbedrohlichen Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)) wurden in Zusammenhang mit der Anwendung vonPhenobarbital berichtet. Die Patienten sollten über die Anzeichen und Symptome dieserschweren Nebenwirkungen informiert und engmaschig bezüglich des Auftretens vonHautreaktionen überwacht werden.

Das Risiko für das Auftreten von SJS oder TEN ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten. Wenn Anzeichen oder Symptome für ein SJS oder eine TEN auftreten (z. B. einprogredienter Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautläsionen),muss die Therapie mit Phenobarbital beendet werden. Der Verlauf von SJS und TEN wirdmaßgeblich von der frühzeitigen Diagnosestellung und dem sofortigen Absetzen allerverdächtigen Arzneimittel bestimmt, d. h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose.

Nach Auftreten eines SJS oder einer TEN in Zusammenhang mit der Anwendung von Phenobarbital darf der Patient nie wieder mit Phenobarbital behandelt werden.

Bei der Anwendung von Phenobarbital-neuraxpharm ist die atemdepressorische Wirkung von Phenobarbital zu beachten.

Vorsicht ist geboten bei hyperkinetischen Kindern. Bei älteren Patienten ist aufgrund einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Phenobarbital Vorsicht bei der Anwendung geboten.Phenobarbital besitzt ein primäres Abhängigkeitspotential. Bereits bei täglicher Anwendungüber wenige Wochen ist die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung gegeben. Dies gilt nichtnur für den missbräuchlichen Gebrauch besonders hoher Dosen, sondern auch für dentherapeutischen Dosisbereich.

Bei längeranhaltender Behandlung mit Phenobarbital sollten in regelmäßigen Abständen das Blutbild, die alkalische Phosphatase sowie die Leber- und Nierenfunktion kontrolliert werden.

Serumspiegelkontrollen werden 1- bis 2-mal im Jahr empfohlen. Ebenso sollte der Blutspiegel bei Neueinstellung (zur Erfassung der individuellen Resorptions- undEliminationsfähigkeit), vor und nach einer Änderung der Medikamente sowie beiungenügender Wirksamkeit kontrolliert werden. Serumspiegelkontrollen sind ebenfallsangezeigt beim Auftreten unerwünschter Wirkungen und bei Intoxikationsverdacht sowie beieiner antiepileptischen Therapie in der Schwangerschaft.

Es besteht das Risiko von allergischen Kreuzreaktionen mit anderen Antiepileptika. Patienten, die Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber anderen Antiepileptika gezeigt haben, habenein erhöhtes Risiko, auch auf Phenobarbital überempfindlich zu reagieren. Grundsätzlichsollte Phenobarbital-neuraxpharm bei Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion (sieheAbschnitt 4.8) sofort abgesetzt werden.

Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter,placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko fürdas Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die

Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Phenobarbital nicht aus.

Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden.Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden medizinische Hilfe einzuholen, wennAnzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.

Die Arzneimittel enthalten Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Phenobarbital-neuraxpharm nicht einnehmen.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigeWechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Gabe anderer zentral wirksamer Arzneimittel (bestimmte Psychopharmaka, Narkotika, Schmerz- und Schlafmittel, Antihistaminika) sowie Alkohol kann Phenobarbitalderen Wirkung und deren Nebenwirkungen verstärken.

Barbiturate können eine vermehrte Bildung von Enzymen bewirken, die den Abbau einiger Medikamente, z. B. orale Antikoagulantien, Kortikoide, Lamotrigin, Oxcarbazepin,Schilddrüsenhormone, Doxycyclin, Chloramphenicol, Antimykotika vom Azol-Typ,Griseofulvin, orale Kontrazeptiva („Pille“), in der Leber beschleunigen und damit einenWirkungsverlust herbeiführen.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Felbamat und Phenobarbital kann die Plasmakonzentration von Phenobarbital erhöht und die von Felbamat erniedrigt werden.

Valproinsäure verstärkt die Wirkung und teilweise die Nebenwirkungen von Phenobarbital (durch Erhöhung der Serumkonzentration von Phenobarbital), was sich insbesondere beiKindern in verstärkter Müdigkeit äußern kann. Phenobarbital hingegen führt durchbeschleunigte Valproinsäure-Ausscheidung zu einer Wirkungsabschwächung vonValproinsäure.

Von Barbituraten ist bekannt, dass sie die Methotrexat-Toxizität verstärken, die Kortikoidwirkung (Glukokortikoide) vermindern.

Phenytoin kann die Plasmakonzentration von Phenobarbital erhöhen. Andererseits kann Phenobarbital die Phenytoin-Konzentration sowohl erhöhen als auch erniedrigen.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Bei intrauterin Phenobarbital-exponierten Kindern wurden erhöhte Inzidenzen von Microcephalie, kranialen Dysmorphien, geringerem Geburtsgewicht, verminderterKörperlänge sowie - in einigen Studien - ein erhöhtes Risiko für kardiale Defekte beobachtet.Das Fehlbildungsrisiko ist möglicherweise bei einer Kombination von Phenobarbital mitCoffein erhöht. Es gibt Hinweise, dass die Grunderkrankung ursächlich beteiligt ist, jedoch istdas Risiko einer Fehlbildung auch abhängig von der antiepileptischen Therapie.

Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor Beginn einer Behandlung auf die Notwendigkeit von Planung und Überwachung einer Schwangerschaft hingewiesen werden. Phenobarbital-neuraxpharm darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-

Abwägung angewendet werden. Dabei ist das Risiko für den Embryo/Feten sorgfältig gegen das Risiko abzuwägen, das sich aus einer nicht behandelten Epilepsie für Mutter und Kindergibt. Falls Phenobarbital-neuraxpharm unverzichtbar ist, sollte während der gesamtenSchwangerschaft die niedrigste anfallskontrollierende Dosis verwendet werden. DaFehlbildungen mit großer Wahrscheinlichkeit durch Spitzenkonzentrationen im Serumausgelöst werden, sollte die Tagesdosis, insbesondere während der sensiblen Phase derEmbryonalentwicklung zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag, in mehreren kleinenDosen über den Tag verabreicht werden.

Die Serumkonzentration von Phenobarbital kann im ersten Schwangerschaftsmonat abfallen und steigt oft im Puerperium wieder auf vor der Schwangerschaft gemessene Werte. DieSerumkonzentration sollte während der Schwangerschaft, besonders aber bis zum 40. Tag, imunteren therapeutischen Bereich liegen. Eine regelmäßige Bestimmung derSerumkonzentration bis zum Ende des Puerperiums ist auch notwendig, um Intoxikationennach der Geburt zu vermeiden.

Da sich das Risiko einer Fehlbildung bei einer Kombinationstherapie erhöht, sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter und bei Schwangeren eine Kombination mit anderen Antikonvulsivaoder anderen Arzneimitteln möglichst vermieden werden.

Unter einer Therapie mit Phenobarbital kann es zu Folsäuremangel kommen, der zu Fehlbildungen, insbesondere Neuralrohrdefekten, führen kann. Daher ist vor und während derSchwangerschaft Folsäure zu supplementieren.

Pränataldiagnostische Maßnahmen zur Früherkennung von Schädigungen (Ultraschall und a-Fetoproteinbestimmung) werden empfohlen.

Bei intrauterin-exponierten Neugeborenen wurden vermehrt Vitamin K-abhängige Gerinnungsstörungen beobachtet. Eine orale Vitamin K-Supplementierung der Schwangerenin den letzten vier Wochen der Schwangerschaft sowie die Gabe von Vitamin K an dasNeugeborene unmittelbar nach der Geburt wird daher empfohlen.

Entzugserscheinungen bei Neugeborenen der mit Phenobarbital behandelten Mütter sind beschrieben worden. Sie treten insbesondere dann auf, wenn die Säuglinge nicht gestilltwerden. Die Säuglinge sind daher sechs bis sieben Wochen lang pädiatrisch zu überwachen.

Die Behandlung mit Phenobarbital-neuraxpharm sollte während der Schwangerschaft nicht ohne ärztliche Zustimmung unterbrochen werden, da ein plötzlicher Therapieabbruch bzw.eine unkontrollierte Verminderung der Dosis zu epileptischen Anfällen der Schwangerenführen kann, die ihr und/oder dem Ungeborenen Schaden zufügen können.

Stillzeit

Phenobarbital geht in die Muttermilch über. Frauen, die mit hohen Dosen Phenobarbital behandelt werden, sollten nicht stillen.

Bei der Entscheidung, ob eine Patientin, die mit niedrigen Dosen von Phenobarbital behandelt wird, stillen sollte, ist das Risiko von Entzugserscheinungen beim ungestillten Säugling gegendas Risiko von pharmakologischen Wirkungen beim gestillten Säugling (Sedation mitvermindertem Saugreflex und daraus resultierendem Gewichtsverlust) abzuwägen.

Beim gestillten Neugeborenen kann während der ersten Lebenswoche die Serumkonzentration freien Phenobarbitals über der der Mutter liegen, da in dieser Periode dasdurch intrauterine Exposition vorhandene und das mit der Milch aufgenommenePhenobarbital akkumulieren. Daher sind gestillte Säuglinge sorgfältig auf Zeichen einer

Sedierung zu überwachen. Gegebenenfalls sollte mit dem Stillen erst nach der frühen Neonatalperiode begonnen werden.

Die Phenobarbital-Serumkonzentration gestillter Säuglinge sollte regelmäßig überprüft werden.

Ein Abstillen sollte langsam über mehrere Wochen erfolgen, um Entzugserscheinungen beim Kind zu vermeiden. Im Falle eines abrupten Abstillens bedarf es einer ärztlichenÜberwachung des Säuglings.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zumBedienen von Maschinen

Phenobarbital kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zumBedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße imZusammenwirken mit Alkohol. Daher sollten das Führen von Kraftfahrzeugen, die Bedienungvon Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten während der ersten Tage derBehandlung unterbleiben. Die Entscheidung trifft der behandelnde Arzt unterBerücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.

4.8 Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig (> 1/100, < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000, < 1/100 Selten (> 1/10.000, < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich:

Knochenmarkschäden, Störung der Blutbildung (Megaloblastenanämie) nach Langzeitanwendung

Nicht bekannt:

Blutbildveränderungen wie Leukozytose, Lymphozytose, Leukopenie, Agranulozytose oder Thrombozytopenie (Vermehrung oder Verminderungweißer Blutkörperchen, Verminderung von Blutplättchen)

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich:

Unverträglichkeitsreaktionen [Fieber, Leberfunktionsstörungen, Hepatitis, Lymphknotenschwellung, Leukozytose (Vermehrung der weißenBlutkörperchen), Lymphozytose, erhöhte Lichtempfindlichkeit(Photosensibilisierung), Hautausschlag, auch schwere Hautreaktionen, z. B.exfoliative Dermatitis, Erythema multiforme, Lyell-Syndrom]

Nicht bekannt:

allergische Kreuzreaktionen mit anderen Antiepileptika

Psychiatrische Erkrankungen

Sehr häufig:

Verwirrtheit

Häufig:

paradoxe Erregungszustände bei Kindern und älteren Patienten

Gelegentlich:

depressive Verstimmungszustände

Am Morgen nach der abendlichen Verabreichung können Überhangeffekte (Konzentrationsstörung, Restmüdigkeit) die Reaktionszeit beeinträchtigen.

Erkrankungen

des Nervensystems

Sehr häufig:

Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Störung der Koordination von Bewegungsabläufen (Ataxie), kognitive Störungen, unerwünscht starkeBeruhigung

Unter der Behandlung mit Phenobarbital kann es bei Kindern zu Verhaltensstörungen, insbesondere zu Hyperaktivität, kommen.

Beim Einsatz von Phenobarbital zum Schutz vor generalisierenden tonisch-klonischen Anfällen bei Absencen kann es zu einer Zunahme der Absencen kommen.

Ein abruptes Absetzen nach Langzeitbehandlung kann zum Entzugssyndrom führen.

Augenerkrankungen

Gelegentlich:

Sehstörungen wie Doppeltsehen

Gefäßerkrankungen

Gelegentlich:

Kreislaufstörungen, einhergehend mit erniedrigtem Blutdruck, bis hin zum Schock

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Nicht bekannt:

Atemdepression

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich:

Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Oberbauchbeschwerden, Durchfall

Leber- und Gallenerkrankungen

Gelegentlich:

Leberschäden

Erkrankungen

der Haut und des Unterhautzellgewebes

Sehr selten:

Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) (siehe Abschnitt 4.4)

Nicht bekannt:

Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom), Pemphigus vulgaris (schwere blasenbildendeHauterkrankung)

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Es gibt Fallberichte über die Abnahme der Knochendichte unter dem Bild der Osteoporose bis hin zu pathologischen Frakturen bei Patienten, die Phenobarbital über eine lange Zeitangewendet haben. Der Mechanismus, über den Phenobarbital den Knochen-Metabolismusbeeinflusst, ist nicht bekannt. Wegen möglicher Beeinflussung des Knochenstoffwechselssind regelmäßige Kontrollen angezeigt. Ein Zusammenhang zwischen der Behandlung mitBarbituraten und dem gelegentlichen Auftreten von Polyfibromatose(Bindegewebsvermehrung) wird diskutiert.

Sehr selten:

Dupuytrenschen Kontraktur, die üblicherweise beidseitig auftritt, häufig mit einer Verdickung der Fingergelenke und Bindegewebsvermehrung an denFußsohlen vergesellschaftet ist sowie zu einer Periarthritishumeroscapularis („frozen shoulder“).

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Gelegentlich:

Nierenschäden

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Sehr häufig:

Störung der Sexualfunktion (verminderte Libido, Impotenz)

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Sehr häufig:

Müdigkeit (Schläfrigkeit, Mattigkeit, Benommenheit, verlängerte Reaktionszeit)

Untersuchungen

Nicht bekannt:

Minderung der Serumkonzentration der Schilddrüsenhormone, insbesondere bei einer kombinierten Therapie mit anderen Antiepileptika,Absinken des Folsäurespiegels

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jedenVerdachtsfall einer Nebenwirkung demBundesinstitut für Arzneimittel und MedizinprodukteAbt. PharmakovigilanzKurt-Georg-Kiesinger-Allee 3D-53175 BonnWebsite: www.bfarm.deanzuzeigen.

4.9 Überdosierung

a) Symptome der Intoxikation

Schwindel, Stupor (geistig-körperliche Regungslosigkeit), kardiovaskuläre Depression einhergehend mit Hypotension, Nierenversagen, Hypothermie (Absenkung derKörpertemperatur), Bullae (Hautblasen), Endstellungsnystagmus, Nystagmus beiGeradeausblick, Verminderung der Aufmerksamkeit, abgeschwächte Sehnenreflexe,minimale Ataxie, Ataxie mit Fallneigung, Somnolenz, Schlaf, Semi-Koma, Koma,Atemdepression, Schock mit dilatierten Pupillen.

b) Therapie von Intoxikationen

Bei Barbituratvergiftungen sollte folgendermaßen verfahren werden: Atem- und Kreislaufhilfe, Giftentfernung in der Regel erst nach dem Transport in die Klinik.Anschließend mindestens stündlich Kontrolle von Puls, Atmung, Rektaltemperatur undBlutdruck.

Zusätzliche Möglichkeiten: Alkalisierende Diuresetherapie, Hämodialyse, Hämoperfusion. Cave: Adrenalin.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika ATC-Code: N03AA02

Sedierende Wirkung

a) Unbehandelte Mäuse, die an die untere Kante eines um 75 Grad geneigten, mit Leinwandbespannten Brettes von etwa 58 cm Höhe gesetzt wurden, liefen innerhalb von ein bis zweiMinuten zur Oberkante der schiefen Ebene. Nach der Verabreichung von sedierendenSubstanzen ist die Bewegungsfreudigkeit der Tiere vermindert, was auf eine zentraldämpfende Wirkung schließen lässt. Die ED50, d. h. die Dosis, bei der der Klettervorgangbei 50 % der Tiere gehemmt ist, beträgt bei oraler Applikation 61,2 (54,2 - 69,0) mgPhenobarbital/kg.

b) Werden Mäuse mit den Vorderpfoten an einen horizontal aufgehängten Stab angesetzt, soberühren unbehandelte Tiere diesen Stab innerhalb von 5 sec mit zunächst einerHinterpfote. Unter der Wirkung von zentral dämpfenden Pharmaka sind die Tiere nichtmehr in der Lage, den Stab innerhalb der üblichen Zeit mit wenigstens einer Hinterpfote zuberühren. Die ED50 für Phenobarbital in dieser Versuchsanordnung beträgt 72,4 (66,2 -78,6) mg/kg p.o.

Antikonvulsive Wirkung

Die Dosen, die bei der Maus das Auftreten von elektrisch oder chemisch ausgelösten

Konvulsionen verhindern, liegen unterhalb der allgemein sedierend wirkenden Dosen von

Phenobarbital.

Substanz

Aufhebung der tonischen Krampfphasen

Elektroschock (20 mA, 50 Hz, 1 sec)ED50 mg/kg p.o.

Pentetrazol-Schock (50 mg/kg i.v.)ED50 mg/kg p.o.

Phenobarbital

13,7

(12,1 - 15,5)

11,8

(9,5 - 15,3)

Tranquilisierende Wirkung

Tranquilisierende Wirkungen können tierexperimentell durch Aufhebung des Abwehrverhaltens an Maus und Katze erkannt werden. Die ED50 für Phenobarbital beträgt beider Maus 38,0 mg/kg p.o. und bei der Katze 25,6 mg/kg p.o. Auch diese Dosen liegenunterhalb der allgemein sedierend wirkenden.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Pharmakokinetik

Plasmakonzentration

antikonvulsiv

15 - 25 gg/ml

toxisch

> 50 gg/ml

Tmax

p.°.

6 - 18 h

i.m.

3 - 5 h

i.v. (Gehirn)

20 - 60 min

Plasma HWZ

(Erwachsene) 60 - 150 h

Renale Clearance

10 - 40 % unverändert

Absorption

nach p.o. und i.m. nahezu vollständig

Elimination/Tag

10 - 20 %

Verteilungsvolumen

Erwachsene

0,66 - 0,88 l/kg

Kinder

0,56 - 0,97 l/kg

Plazentagängigkeit

gut plazentagängig

Passage der Blut-Hirn-Schranke

gute Penetration ins Hirngewebe

Übergang in die Muttermilch

Konzentration in der Muttermilch 10 - 45 % der mütterlichen Plasmakonzentration

Plasmaproteinbindung

40 - 60 %

Dialysierbarkeit

Hämodialyse

ja

Hämoperfusion

ja (etwa Halbierung der Plasmakonzentration in 2 h)

Bioverfügbarkeit

80 - 100 %

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Sowohl nach kurz- als auch nach längerfristiger oraler Gabe von Phenobarbital zeigte sich bei den untersuchten Spezies Hepatotoxizität und Neurotoxizität.

Aus der Gesamtheit der vorliegenden Mutagenitätsbefunde lässt sich ableiten, dass Phenobarbital unter den Bedingungen der klinischen Anwendung kein genotoxischesPotential aufweist.

In Langzeitstudien zum tumorerzeugenden Potential wurde die Bildung von Leberneoplasien mit malignen Lebertumoren bei Ratten und Mäusen nach Behandlung mit Phenobarbitalbeobachtet. In Kurzzeittests an Ratten und in Langzeittests an Mäusen konnte einetumorprovozierende Eigenschaft von Phenobarbital nachgewiesen werden. Als Ursache wirddie Induktion von leberspezifischen Enzymsystemen diskutiert.

Bei der Behandlung trächtiger Mäuse, Ratten und Kaninchen mit Phenobarbital wurden teratogene und/oder embryotoxische Wirkungen beobachtet. Bei Ratten und Mäusen kam eszu einer Beeinträchtigung der peri- und postnatalen Entwicklung. Bei Ratten oder Hamstern,die prä- oder neonatal Phenobarbital exponiert waren, kam es zu irreversiblen sexuellenDysfunktionen sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Tieren.

Daten zur akuten Toxizität

Tierart

Applikationsart

LD50 (mg/kg)

Maus

p.°.

325

Lp.

235

Ratte

p.a

660

Lp.

190

Kaninchen

i.v.

185

Katze

p.a

175

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Maisstärke, Stearinsäure, Gelatine. Zusätzlich in Phenobarbital-neuraxpharm 100 mg: hochdisperses Siliciumdioxid.

6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

5 Jahre

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C aufbewahren!

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Braune Tablettengläser mit PE-Stopfen Packungen mit 45, 48, 50, 90, 98 und 100 TablettenKlinikpackung mit 500 (10 x 50) Tabletten (Bündelpackung)

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstigeHinweise zur Handhabung

Keine besonderen Anforderungen.

7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER

neuraxpharm Arzneimittel GmbHElisabeth-Selbert-Straße 2340764 Langenfeld

Tel. 02173 / 1060 - 0 Fax 02173 / 1060 - 333

8. ZULASSUNGSNUMMERN

Phenobarbital-neuraxpharm 15 mg: 3699.99.99 Phenobarbital-neuraxpharm 100 mg: 3699.98.99

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG /VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

12.03.1986

10. STAND DER INFORMATION

03/2015

11. VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig

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